Cuxhaven und das Mittelalter
Wie müssen wir uns Cuxhaven im Mittelalter vorstellen? Lebten die Menschen in Dörfern oder existierten nur vereinzelte Hofstellen? Gab es hier befestigte Burgen und Ritter? Hatte das damalige Cuxhaven überhaupt schon Anteil am Geschehen der großen Welt, oder war es nur ein vergessener Winkel im Dreieck zwischen Elbe und Weser?
Antwort auf diese spannenden Fragen gab eine facettenreiche Sonderausstellung, die der Stadtarchäologe Andreas Wendowski-Schünemann zusammengestellt hat. Anhand zahlreicher archäologischer Funde und anschaulicher Inszenierungen schlug die Schau den Bogen von der Spätantike und den sogenannten „Dark Ages“ bis zum Hohen Mittelalter. Schriftliche Überlieferungen setzen für das Gebiet Cuxhavens zwar erst spät ein und erlauben kaum Einblicke in die Lebenswelt des Mittelalters. Aber den im Stadtgebiet durchgeführten archäologischen Grabungen verdanken wir nicht nur interessante Funde, sondern auch viele wissenschaftliche Erkenntnisse über das mittelalterliche Cuxhaven.
Und dabei zeigte sich: Durch ihre Lage direkt an der Nordsee hatten die Dörfer des heutigen Stadtgebiets Zugang zu den großen Handelsnetzen der Zeit, und waren Importgüter aus dem Rheinland oder auch aus Skandinavien schon im frühen Mittealter selbstverständlicher Bestandteil des täglichen Lebens. Im Schutz der Burgen wurden in den Siedlungen mit ihren Häusern aus Holz und Lehm Textilien und Eisenwaren hergestellt und Glasbruch zu farbigen Perlen eingeschmolzen. In Altenwalde vermuten die Archäologen einen Ufermarkt, der als Handels- und Tauschplatz fungierte. Die Einführung des Christentums im frühen Mittelalter brachte vielfache Veränderungen im Leben der mittelalterlichen Cuxhavener.
Dass im Cuxhaven des frühen Mittelalters nicht nur Bauern und Handwerker lebten, beweist ein Grabfund aus der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts. Dort war ein Ritter mit seinem Schwert, mit Lanze und Schild, seinen silberverzierten Sporen und seinem Sattel samt Zaumzeug beerdigt worden. Seine Ausrüstung und sein Pferd waren damals im frühen Mittelalter so viel wert wie eine ganze Herde mit zwei Dutzend Rindern!